Im neuen „alten“ Gewand
Aus finanziellen Gründen war die neue Orgel in der Heilandskirche im Juni 2009 zunächst nur mit einem unbehandelten, naturbelassenen Holzgehäuse in Dienst genommen worden. Alle äußerlichen Arbeiten, die keinen Einfluss auf Funktion oder Klang des Instrumentes haben, sollten später nachgeholt werden. Dass die Gehäusegestaltung nun schon knapp ein Jahr nach der Orgelweihe ebenfalls abgeschlossen werden konnte, ist einem pensionierten Professor für Architektur und Design zu verdanken, der sich anlässlich eines sonntäglichen Besuchs in Sacrow spontan in die Kirche und ihre Orgel verliebt hatte.
Die seit dem 28. März zu bestaunende farbliche Fassung der Orgel von Restaurator Ulrich Schneider geht zurück auf die ursprüngliche Gestaltung aller hölzernen Objekte im Kirchenschiff durch den Erbauer Ludwig Persius aus dem Jahre 1844. So bilden nun das Gestühl und die Wandtäfelung im Langhaus mit der Orgel auf der Empore wieder ein optisches Ganzes. Die aufwendigen Ornamente und die Palmettenkronen auf den seitlichen Pfeifentürmen wurden von Kathrin Bonk in Alabasterstuck gearbeitet. Mit echtem Blattgold belegt, stellen sie jetzt wieder den reichsten Zierrat im Gotteshaus dar. Damit erhält nun auch das goldgrundige Apsis-Fresko von Adolph Eybel sein optisches Gegengewicht zurück. Allein der geschnitzte Engelskopf, ursprünglich Blickfang im Zentrum der Orgel, konnte noch nicht rekonstruiert werden. Für seine Herstellung wird weiterhin um Spenden gebeten (siehe unten).
Die neue Orgel kam 2009
Das Jahr 2009 war für die Heilandskirche Sacrow ein ausgesprochen bedeutsames Jahr: 48 Jahre nach der Zerstörung der ursprünglichen Heise-Orgel und im zwanzigsten Jahr nach dem Mauerfall erklingt jetzt wieder Orgelmusik in dem Gotteshaus! Nach Jahren des Planens, wieder Verwerfens, der Spendensammlung und der Benefizkonzerte hat am 14. Juni die feierliche Einweihung der neuen Orgel in der Heilandskirche stattgefunden! Die ersten Töne, die Kantor Matthias Trommer dem Instrument in dem Festgottesdienst entlockte, waren die des Orgelchorals Allein Gott, in der Höh, sei Ehr von Johann Sebastian Bach. Damit löste es übergroße Freude bei allen Festgästen aus und verkündete gleichzeitig, wozu es gebaut worden ist. Jeder konnte hören, wie sehr die neue Orgel dem Charakter der Kirche entspricht: mit italienischer Leichtigkeit und Schönheit schafft sie mit ihren 17 Registern einen weichen und doch strahlend klaren Klang. Sie füllt den Raum, ohne ihn zu erdrücken, so dass man denkt, es war schon immer so und könnte gar nicht anders sein. Eine Disposition der Wegscheider-Orgel finden Sie hier.
Bereits am Sonnabend, dem 2. Mai 2009 waren in einer kleinen symbolischen Zeremonie die ersten Pfeifen für das neue Instrument über die Havel mit einem Segelschiff an der Heilandskirche angeliefert worden. Schätzungsweise 350 bis 400 Gäste hießen bei hochsommerlichem Sonnenschein die fünf Holzpfeifen des Registers Subbass 16' willkommen. Eine kleine Auswahl an Bildern von diesem Festtag finden Sie hier.
Zur Geschichte der Orgel in der Heilandskirche
Auf
der Westempore der Heilandskirche zu Sacrow befand sich einst die vom
Potsdamer Orgelbauer Gottlieb Heise 1886 errichtete Orgel mit 5 Registern
und angehängtem Pedal. Um den Blick auf die Fensterrosette frei
zu halten, war Heise zu einer in der norddeutschen Orgellandschaft ungewöhnlichen
Prospektgestaltung genötigt, die sich an italienische Orgelbauten
der gleichen Zeit anlehnt. Diese Besonderheit blieb auch nach der Umgestaltung
und Erweiterung des Instruments durch die Firma Alexander Schuke im
Jahre 1907 bewahrt (Foto).
Während des 2. Weltkrieges durchschlug ein Granatsplitter das Kirchendach über der Empore und machte die Orgel weitgehend unbrauchbar. Das Dach konnte notdürftig repariert werden, die Orgel jedoch wurde teilweise Opfer von Plünderungen. Was von dem Instrument den Krieg überdauert hat, wurde wenige Tage nach der Christvesper im Jahre 1961 zusammen mit der übrigen Inneneinrichtung der Kirche mutwillig mit Axt und Säge vernichtet. Von der Orgel blieben allein der Blasebalg und die Orgelbank übrig.
Nach dem Fall der Mauer bestand von Anfang an der Wunsch, mit der Rekonstruktion des Innenraums auch die Orgel an dem für sie vorgesehenen Platz wiederzuerrichten. Trotz zahlreicher Spenden konnten aber lange Zeit nicht die für einen Neubau notwendigen Mittel zusammengetragen werden. Dennoch beauftragte die Evangelische Pfingstgemeinde als Hausherrin die Berliner Orgelbauwerkstatt Karl Schuke mit Recherchen zu Gestalt und Eigenschaften des ursprünglichen Instruments aus dem 19. Jahrhundert. Das Ergebnis der Forschungsarbeiten des damaligen Schuke-Geschäftsführers, Orgelbaumeister Prof. Ernst Bittcher fand u.a. Ausdruck in einem Modell des historischen Orgelprospekts im Maßstab 1:1, das etliche Jahre auf der Empore zu sehen gewesen ist, um dem Besucher optisch einen ungefähren Eindruck des Kirchenraums in seiner Gesamtheit zu vermitteln.
Dem Förderverein Ars-Sacrow e.V. gelang es seit 2002, der Spendenakquisition für den Orgelneubau neuen Schwung zu geben, so dass 2005 die Kirchengemeinde dem Projekt zum Bau einer konzertfähigen Orgel nähertreten konnte. Nach einer entsprechenden Ausschreibung fiel die Wahl auf die Dresdener Orgelbauwerkstatt Kristian Wegscheider. Deren besonderes Klangkonzept orientiert sich am italienisch beeinflussten Baustil der Kirche.
Der Neubau, der in seinem Äußeren eine weitgehende Rekonstruktion
des seinerzeitigen Heise-Prospekts darstellt, fällt mit 17 Registern
auf zwei Manualen mit Pedal deutlich größer aus als der Ursprungsbau
Heises - selbst nach dessen Erweiterung durch Alexander Schuke. Dazu
war es nicht notwendig, die Proportionen des historischen Gehäuses
zu verändern. Der äußerlich wahrscheinlich auffälligste
Unterschied liegt darin, daß der Spieltisch nicht mehr mittig
in einem Schrank untergebracht, sondern seitlich etwas abgerückt
vom Gehäuse angeordnet ist.
Aktion Jede Pfeife braucht einen Paten
Zur Finanzierung der spielfertigen Orgel haben unzählige private Spender beigetragen. Ihnen allen gilt sehr herzlicher Dank! Die Kirchengemeinde ist stolz darauf, dass keine Mittel aus öffentlichen Kassen oder andere Zuschüsse in das Projekt geflossen sind. In der Spendenakquise unterstützt wurde die Gemeinde durch die Aktion „Jede Pfeife braucht einen Paten“ des Fördervereins „Ars-Sacrow e.V. Auch nach der Fertigstellung der Wegscheider-Orgel kann mit einer Spende von wahlweise 125, 250 oder 500 Euro kann eine Patenschaft für eine Orgelpfeife erworben werden. Pfeifenpaten erhalten einen vom Potsdamer Künstler Rainer Ehrt gestalteten Patenbrief sowie eine Spendenbescheinigung für das Finanzamt. Alle Paten werden in das große Patenbuch eingetragen, das in der Kirche verwahrt wird. Die Fortsetzung des Spendenprojekts ist aus mehreren Gründen nötig. Einerseits fehlt derzeit zur endgültigen Fertigstellung der denkmalgerechten Gehäuserekonstruktion noch der geschnitzte Engelskopf, der an der historischen Heise-Orgel das optische Zentrum über dem Spielschrank bildete. Andererseits ist es notwendig, das Orgelwerk so gegen die schädliche Sonneneinstrahlung durch das hinter ihm liegende Rosettenfenster zu schützen, ohne dass der optische Gesamteindruck gestört wird. Die technisch komplizierten Lösungen, die auch Denkmalschutz-Anforderungen entsprechen müssen, sind leider finanziell sehr aufwendig. Diese weiteren Arbeiten können erst in Angriff genommen werden, wenn dafür genügend Geld in der Kasse ist. Bei Interesse kann das Faltblatt zur Teilnahme an der Pfeifenpatenaktion hier als PDF-Datei heruntergeladen werden.
Das Orgelbau-Spendenkonto
Speziell für die Überweisung des Patengeschenks
hat Ars Sacrow e.V. ein Sonderkonto eingerichtet:
Ars Sacrow, Hypo-Vereinsbank, BLZ 160 200 86, Kto. 355179982, Verwendungszweck:
Pfeifenpatenschaft.
Auch unabhängig von einer Pfeifenpatenschaft sind Spenden jeder Höhe auf dieses Konto willkommen. Spendenbescheinigungen werden ab einer Höhe von 50,- € auf Wunsch ausgestellt. Sollten Sie weitere Fragen zum Orgelprojekt in der Heilandskirche oder zur Pfeifenpatenaktion haben, wenden Sie sich bitte per E-Mail an kontakt@heilandskirche-sacrow.de